Von Thomas Muth
Es begann am 13.07.2017. Der Sommer machte etwas Pause und so beschloss ich, auf der Alb nach Gebirgsstelze und Eisvogel zu suchen.
Mein Projektgebiet erstreckt sich von Blaubeuren bis Zwiefalten und es fließen dort ein paar Bäche und Flüsse mit klarem Wasser durch die schwäbische Alblandschaft.
Dieser Tag hielt aber eine besondere Begegnung für mich bereit.
Am Wildbach angekommen, dauerte es nicht lange bis sich eine Wasseramsel und die Gebirgsstelze in ihrem Biotop zeigten. Das Umfeld war nicht optimal und so ging ich in Fließrichtung dem Wasser entlang weiter, bis sich der Bach in der Breite ausdehnte. Um die schöne Landschaft zu genießen, machte ich kurz halt und da sah ich ihn – den Biber (Castor). Kaum 10m von mir entfernt.
Es saß im seichten Wasser, das ihn reißend umspülte und fraß, ganz unbeeindruckt von mir, Wasserpflanzen, die er vom Grund des Wildbaches geerntet hatte.
Ich überlegte kurz, was ich mit dieser Situation anfangen sollte, hatte ich doch nur mein 70 – 200 mm Objektiv und ein Weitwinkel dabei – alles andere um brauchbare Fotos vom Biber machen zu können.
Naja, ein Foto aus der Entfernung kann nicht schaden, dachte ich und so begann meine Fotostrecke.
Nach den ersten Fotos schwamm der Biber bachabwärts und verschwand hinter einer Biegung. Gemütlich folgte ich dem Bachlauf und stand plötzlich knapp 4m vor dem Säuger, der inzwischen das Wasser verlassen hatte und sich an einem Erlenbusch zu schaffen machte. Das hohe Gras um ihn herum machte das Fotografieren zwar sinnlos, schmälerte das Erlebnis jedoch nicht. Mehrmals kam es am fortlaufenden Abend zu dermaßen Nahbegegnungen, dass ich ihn hätte fast berühren können. Erstaunlicherweise zeigte er aber gegenüber Wanderern ein ganz anderes Verhalten.
Meine Anwesenheit machte die Spaziergänger natürlich neugierig und ich sah es ihnen an, dass sie sich fragten was ich dort wohl beobachten würde. Trotz meines vehementen „Abwinkens“ kamen doch viele Zweibeiner zu mir ans Bachufer und der Biber verschwand mit einem lauten Platschen. Dieses Verhalten meiner Mitmenschen hatte mich oft geärgert. Ich kannte mein „Model“ mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er kurze Zeit später wieder bei mir auftauchen würde.
So war ich insgesamt vier Abende bei den Bibern, die sich so nach und nach dazu gesellten.
Drei Erwachsene und ein Jungtier, die ich einmal alle zusammen vor mir hatte. Ihre Neugier und das vertraute Verhalten mir gegenüber ließ sie weit unter die übliche Fotodistanz, oft bis auf Armlänge zu mir heranschwimmen wenn ich direkt am Rande des Baches lag.
Es waren tolle Erlebnisse auf der Schwäbischen Alb, die ich nicht mehr missen möchte.