Von Thomas Muth
Der etwa starengroße Sperlingskauz ist der Zwerg unter den Eulen.
Bisher kannte ich die Art nur aus der Gehegezone des Bayrischen Waldes.
Erfreulicherweise kann man ihn inzwischen aber auch auf der Schwäbischen Alb finden. Dort breitet er sich derzeit sogar noch weiter aus.
Meine erste Begegnung mit dem Sperlingskauz war, wie fast immer, wieder eher zufällig. An einem Samstagnachmittag Ende Februar war ich unterwegs um nach Wanderfalken zu schauen, die ich im Herbst des Vorjahres auf der Alb beobachten konnte. Der Terzel versuchte gerade in der Felswand ein Kolkrabenpaar zu vertreiben. Es ging hier sichtlich um den Besitzanspruch einer Nistplattform.
Um von den Vögeln nicht gesehen zu werden, suchte ich mir Sichtschutz unter Fichten am gegenüberliegenden Hangwald. Nach einer Weile hörte ich den vermeintlichen Ruf eines Dompfaff im Bergwald über mir. Aber irgendwie war der Ruf zu regelmäßig und er klang bei genauem Hinhören auch nicht so weich … „Ein Sperlingskauz!“ schoss es mir durch den Kopf, am helllichten Nachmittag! Für mich eine riesige Freude.
Kurzerhand disponierte ich um und begann dem Rufen auf den Grund zu gehen. Es gelang mir aber nicht, den Abstand zu verkürzen, denn auch die Eule wechselte ständig ihre Warte. Ihr Rufen wurde leiser, bis es dann schließlich verstummte.
Ich beschloss die Dämmerung abzuwarten, in der Hoffnung, die kleine Eule nochmals zu hören. Es wurde mit der Zeit immer finsterer und es blieb still, so dass ich beschloss, langsam in Richtung Auto aufzubrechen. Ich hatte fast das Tal erreicht, als ich wieder leise dieses monotones Rufen hörte. Sofort blieb ich stehen und stellte fest, dass hier sogar zwei Sperlingskauzmännchen am Rufen waren. Beeindruckt von diesem Erlebnis setzte ich meinen Weg durch das Tal fort. Es sollte noch besser kommen. „Ist da nicht etwas?“, ca. 100m vor mir musste ebenfalls ein Sperlingskauz sitzen und rufen. Langsam bewegte ich mich auf dem Waldweg das Tal entlang und stand urplötzlich inmitten von 4 balzenden Sperlingskauzmännchen … unfassbar! Aus allen Richtungen waren sie nun zu hören und ganz nah!
Um diesem außergewöhnlichen Schauspiel noch die Krone aufzusetzen, erklang aus diesem Szenario auch noch der Ruf des Raufußkauzes.
Dieses Gefühl war unbeschreiblich … ich hatte die Reviere von Sperrlingskauz und Raufußkauz gefunden!
Von da ab, begann ich mich mit vielen Besuchen in diesem Revier immer weiter vorzuarbeiten und lernte das Wesen des tag- und dämmerungsaktiven Sperlingskauzes immer besser kennen und lieben.
Viele schöne Wochen folgten, in denen dann auch meine Fotos entstanden sind.
Thomas Muth